Gedenkfeier anlässlich der Bombardierung Erles und des Einmarsches der Alliierten
Am Sonntag, dem 23. März, fand unter Beteiligung von Erler Vereinen und ca. 60 Erlerinnen und Erlern an den Soldatengräbern auf dem Friedhof eine eindrucksvolle Gedenkfeier statt. Denn am 23. und 24. März 1945 warfen alliierte Bomber Brand- und Sprengbomben über Erle und den Bauernschaften ab und richteten erhebliche Zerstörungen an. Fünf Tage später erfolgte der Einmarsch der Alliierten, der den Krieg für Erle beendete.
Die Erler Jäger eröffneten die Feier mit den getragenen Klängen von Pachelbels Canon. Carlo Behler vom Heimatverein führte zu Beginn aus, wie unterschiedlich der Blick auf das Kriegsende in Deutschland in den letzten 80 Jahren war. In der Nachkriegszeit überwog das Gefühl des Zusammenbruchs und der Niederlage. Seit der berühmten Rede des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vor 40 Jahren steht der Aspekt der Befreiung vom Nationalsozialismus im Vordergrund. Die Deutschen wurden letztlich Opfer ihres eigenen Krieges.
Wie die Zeitzeuginnen als Kinder den Bombenangriff erlebten
Nach einer kurzen Zusammenfassung über die Ereignisse der Bombardierung bzw. den Einmarsches der Alliierten trugen die beiden Zeitzeuginnen Hedwig Rentmeister und Christel Heidermann in bewegenden Worten vor, wie sie diese schrecklichen Ereignisse als Kinder erlebt haben. Erstere entging nur knapp dem Tod, als zwischen den Nachbarhäusern an der Kirche eine Bombe fiel. Die Familie überlebte den Angriff im Keller: „Ein ohrenbetäubender Lärm war zu hören, als die Bomben fielen. Wir hatten Todesangst und schrien laut auf, als zwischen Stevens und Hörnemann eine Bombe fiel. Nur 5 m weiter rechts und wir wären alle tot gewesen, unter Steinen und Schutt begraben. Wir – zwei Mütter und vier Kinder – waren weiß von Zementstaub und sahen aus wie Geister.“
Christel Heidermann hatte ihr Leben der düsteren Vorahnung des Pastors Großfeld zu verdanken, der den Kommunionunterricht nach der Morgenmesse ausfallen ließ und die Kinder frühzeitig nach Haus schickte. Denn kurze Zeit später wurde die Kirche von Brand- und Sprengbomben getroffen, infolgedessen der Kirchturm in Brand geriet und durch das Gewölbe in den Innenraum stürzte. Zwischendurch spielten die Erler Jäger das Lied vom gutem Kameraden.
Begegnung mit den alliierten Soldaten
Gertrud Cluse las den Zeitzeugenbericht der verstorbenen Gertrudis Tüshaus, geb. Sagemüller vor. Diese hatte einen Bombeneinschlag unmittelbar neben ihrem Haus mit ihrer Mutter und Schwester verletzt im Keller des Hauses überlebt. Ihr Vater war dabei ums Leben gekommen. Den Einmarsch der Amerikaner, den sie auf dem Hof Oesing-Pötterkamp erlebte, schildert sie so: „Es dauerte nicht lange, bis ein Jeep auf den Hof gebraust kam mit Soldaten in farbigen Mützen. Wir wurden aus dem Haus herausgerufen. Die Soldaten schrien Befehle, drohten und fuchtelten mit ihren Gewehren, richteten sie auch wohl auf uns. Wir mussten uns nun alle in einer Reihe aufstellen und wurden befragt, ob sich auf dem Hof noch deutsche Soldaten aufhielten und ob sich Waffen im Haus befänden.“
Umrahmt wurde die Feier mit Texten aus der Bibel und Gebeten, die die Pfarrreferentin Schwester Daniela-Maria vortrug, und den Liedern „Herr, gib uns deinen Frieden“ und „Großer Gott, wir loben dich“.
Totengedenken, Mahnung und Bekenntnis zur Demokratie
Zum Schluss gedachten Vertreter des Heimatvereins, des Schützenvereins, der Feuerwehr und von Eintracht Erle der in Erle begrabenen Soldaten und aller Opfer des Nationalsozialismus. Sie warfen auch einen mahnenden Blick auf die von Krisen und Kriegen geprägte heutige Zeit, in der Frieden, Demokratie und Menschenrechte bedrohter denn je sind und gegen Diktatoren und Autokraten verteidigt werden müssen.